Im Herbst 1981 präsentierte der VEB Gerätebau Limbach auf der Leipziger Herbstmesse ein Gerät, das die DDR-Audiotechnik nachhaltig prägen sollte: das HiFi-Stereo-Steuergerät rk 88 sensit. Mit durchdachten Verbesserungen gegenüber seinem Vorgänger und dem begehrten Prädikat „Gestalterische Spitzenleistung” setzte dieses Modell neue Maßstäbe. Erfahren Sie, was dieses ostdeutsche Audiosystem so besonders machte.
Ein Meilenstein der DDR-Unterhaltungselektronik
Als Nachfolger des bewährten Stereoempfängers rk 8 sensit aus dem Jahr 1977 markierte das rk 88 sensit einen wichtigen Entwicklungsschritt in der Geschichte des VEB Gerätebau Limbach. Die Ingenieure hatten aus den Erfahrungen mit dem Vorgängermodell gelernt und setzten auf eine konsequente Weiterentwicklung, die Benutzerfreundlichkeit und technische Verbesserungen in den Mittelpunkt stellte.
Durchdachte Vereinfachung der Bedienung
Die Entwickler in Limbach entschieden sich bei der Konzeption des rk 88 sensit für einen pragmatischen Ansatz. Durch den Verzicht auf Suchlauf, Quadrosound und Kurzwellenlupe gelang es, die Bedienelemente deutlich zu vereinfachen und übersichtlicher anzuordnen. Was zunächst nach einer Reduzierung klingen mag, erwies sich in der Praxis als kluge Entscheidung zugunsten einer intuitiveren Handhabung.
Innovative Ausstattungsmerkmale für mehr Flexibilität
Besonders hervorzuheben sind die praktischen Neuerungen an der Frontseite des Geräts. Zwei Kopfhörerbuchsen und eine zusätzliche Tonbandbuchse ermöglichten erstmals das direkte Überspielen von Tonband auf Kassette und umgekehrt – eine Funktion, die für viele Musikliebhaber von großem Wert war. Diese Ausstattungsdetails zeigten, dass die Entwickler die Bedürfnisse der Nutzer genau verstanden hatten.
Verbesserte Technik im UKW-Bereich
Technisch wurde das Gerät ebenfalls deutlich aufgewertet. Der Einsatz eines keramischen Filters verbesserte die Trennschärfe im UKW-Bereich erheblich, was für einen klareren Empfang sorgte. Ein neuer UKW-Tuner kam zum Einsatz, und für den Eingang des UKW-Teils wurde ein 75-Ω-Koaxialkabel vorgesehen, was ein deutlich besseres Großsignalverhalten ermöglichte. Die Stummschaltung ließ sich nun getrennt von der AFC (Automatic Frequency Control) schalten, was zusätzliche Flexibilität bei der Bedienung bot.
Robuste technische Ausstattung
Transistortechnik und Schaltkreise
Das Superheterodyn-Gerät arbeitete mit beeindruckenden 52 Transistoren und einer integrierten Schaltung vom Typ A 290 D. Mit 10 AM-Kreisen und 14 FM-Kreisen verfügte das rk 88 sensit über eine solide technische Basis für exzellenten Radioempfang.
Umfangreiche Wellenbereiche
Das Gerät deckte ein breites Frequenzspektrum ab: UKW von 87,5 bis 104 MHz für kristallklaren FM-Empfang, zwei Kurzwellenbereiche (KW I: 5,9-7,5 MHz und KW II: 7,5-22 MHz) für internationalen Rundfunk, Mittelwelle von 515-1625 kHz sowie Langwelle von 145-320 kHz. Diese Vielfalt ermöglichte den Empfang zahlreicher nationaler und internationaler Sender.
Leistungsstarke Endstufen
Die Endstufen wurden kurzschlussfest ausgeführt – ein wichtiges Sicherheitsmerkmal, das die Langlebigkeit des Geräts gewährleistete. Die Sinusausgangsleistung betrug solide 25 Watt, ausreichend für die Ansteuerung von zwei Heli-Boxen und für raumfüllenden Stereoklang in den meisten Wohnzimmern.
Design und Verarbeitung
Abmessungen und Gehäusebau
Mit seinen Abmessungen von 51 cm Breite, 14 cm Höhe und 29 cm Tiefe bei einem Gewicht von 10,5 kg war das rk 88 sensit ein stattliches Gerät. Das Gehäuse bestand aus robustem Blech mit Kunststoff-Seitenteilen, die dem Gerät eine zeitgemäße Optik verliehen. Das Design war auf Langlebigkeit ausgelegt und entsprach den hohen Qualitätsansprüchen des VEB Gerätebau Limbach.
Bedienelemente und Skala
Die Skala war übersichtlich in Meter, Kilohertz und Megahertz geeicht, was die Sendersuche erleichterte. Die Abstimmung erfolgte über einen präzisen Seilantrieb mit vier Stationstasten, die das schnelle Aufrufen bevorzugter Sender ermöglichten. Die Anordnung aller Bedienelemente war durchdacht und ergonomisch gestaltet.
Ausgezeichnetes Design
Das charakteristische Design, das typisch für Geräte aus Limbach war, wurde bewusst beibehalten – eine Entscheidung, die sich auszahlte. Das rk 88 sensit erhielt das begehrte Prädikat „Gestalterische Spitzenleistung”, eine Auszeichnung, die nur wenigen DDR-Produkten zuteilwurde. Diese Ehrung bestätigte die erfolgreiche Verbindung von Funktionalität und Ästhetik.
Technische Spezifikationen im Überblick
Für technisch interessierte Leser hier die wichtigsten Daten in der Zusammenfassung: Das Gerät arbeitete mit 220 Volt Wechselstrom und bot Anschlussmöglichkeiten für zwei Lautsprecherboxen. Die Kombination aus 52 Transistoren und einer integrierten Schaltung garantierte zuverlässige Leistung. Die vielfältigen Wellenbereiche und die solide Ausgangsleistung von 25 Watt machten das rk 88 sensit zu einem vielseitigen Begleiter für Radiohörer und Musikliebhaber.
Fazit: Ein Klassiker der DDR-Audiotechnik
Das HiFi-Stereo-Steuergerät rk 88 sensit von 1981 vereinte durchdachte Funktionalität, verbesserte Technik und ansprechendes Design auf beeindruckende Weise. Es steht exemplarisch für die Bemühungen der DDR-Industrie, qualitativ hochwertige Unterhaltungselektronik zu produzieren, die sich nicht hinter westlichen Produkten verstecken musste. Heute bleibt das rk 88 sensit ein geschätztes Sammlerstück für Liebhaber historischer Audiotechnik und ein Zeugnis ostdeutscher Ingenieurskunst.
