Die Jahre zwischen 1930 und 1944 waren eine revolutionäre Zeit für die Fernsehtechnologie. In dieser Ära verwandelte sich das Fernsehen von einem Laborexperiment in eine faszinierende neue Technologie, die erstmals in Wohnzimmer Einzug hielt. Doch der Weg vom ersten flimmernden Bild bis zum regelmäßigen Programmdienst war geprägt von technischen Herausforderungen, mutigen Pionieren und schließlich dem dramatischen Einfluss des Zweiten Weltkriegs.
Die Pionierzeit des Fernsehens
Zu Beginn der 1930er Jahre experimentierten Ingenieure in verschiedenen Ländern mit zwei grundlegenden Systemen: dem mechanischen Fernsehen mit rotierenden Scheiben nach Paul Nipkow und dem aufkommenden elektronischen Fernsehen mit Kathodenstrahlröhren. Das mechanische System verwendete perforierte Scheiben zur Bildzerlegung, während die Kathodenstrahlröhre, entwickelt von Pionieren wie Manfred von Ardenne und Philo Farnsworth, einen Elektronenstrahl zur Bilderzeugung nutzte.
Die Bildqualität war anfangs sehr bescheiden. Die ersten Geräte zeigten nur 30 bis 60 Zeilen, was zu einem groben, flimmernden Bild führte. Zum Vergleich: Moderne Fernsehgeräte arbeiten mit mehreren hundert bis tausend Zeilen.
Erste Fernsehgeräte für den Heimgebrauch
In Deutschland präsentierte die Firma Telefunken 1934 auf der Berliner Funkausstellung den “Einheits-Fernseh-Empfänger E1”, einen der ersten serienmäßig produzierten Fernsehempfänger. Dieses Gerät kostete etwa 650 Reichsmark – ein beträchtlicher Betrag, der dem Preis eines Kleinwagens entsprach. Der Bildschirm maß nur etwa 18 x 22 Zentimeter und zeigte 180 Zeilen.
In den Vereinigten Staaten begann RCA 1939 mit der kommerziellen Fertigung von Fernsehgeräten. Diese waren für wohlhabende Käufer konzipiert und kosteten zwischen 200 und 600 Dollar, was in der damaligen Zeit ein Luxusartikel war.
Die ersten Fernsehsendungen
Der erste regelmäßige Fernsehprogrammdienst der Welt startete 1935 in Berlin. Der “Fernsehsender Paul Nipkow” sendete zunächst dreimal wöchentlich für jeweils 90 Minuten. Die Reichweite war jedoch stark begrenzt, und nur wenige Menschen besaßen die teuren Empfangsgeräte. Stattdessen richtete man öffentliche Fernsehstuben ein, wo Zuschauer gemeinsam Programme ansehen konnten.
In Großbritannien nahm die BBC 1936 den weltweit ersten hochauflösenden Fernsehdienst mit 405 Zeilen in Betrieb. In den USA begannen NBC und CBS Ende der 1930er Jahre mit experimentellen Sendungen, die 1941 in reguläre Programme übergingen.
Technische Herausforderungen
Die Entwickler standen vor enormen technischen Problemen. Die Synchronisation zwischen Sender und Empfänger musste präzise funktionieren, die Bildröhren waren teuer und fragil, und die Sendeleistung reichte nur für begrenzte Gebiete. Zudem gab es keine einheitlichen Standards – verschiedene Länder und Hersteller arbeiteten mit unterschiedlichen Zeilenzahlen und Bildwechselfrequenzen.
Der Einfluss des Zweiten Weltkriegs
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 kam die zivile Fernsehentwicklung in den meisten Ländern weitgehend zum Erliegen. Produktionskapazitäten wurden für die Rüstungsindustrie benötigt, und viele Ingenieure arbeiteten an militärischen Projekten, insbesondere an Radartechnologie. In Deutschland stellte der Fernsehsender 1944 seinen Betrieb ein, in Großbritannien bereits 1939.
Dennoch wurden während des Krieges wichtige technologische Fortschritte erzielt, die später der Fernsehtechnik zugutekamen. Die Radarentwicklung verbesserte das Verständnis für Hochfrequenztechnik und Bildröhren erheblich.
Vermächtnis dieser Ära
Obwohl die Jahre 1930 bis 1944 durch den Krieg unterbrochen wurden, legten sie das technische und konzeptionelle Fundament für den Fernsehboom der Nachkriegszeit. Die in dieser Phase entwickelten Grundprinzipien – elektronische Bildübertragung, Kathodenstrahlröhren, und die Struktur von Fernsehsendern – prägten das Fernsehen für Jahrzehnte. Nach 1945 würde das Fernsehen zu einem Massenmedium werden, das die Gesellschaft grundlegend verändern sollte.