Die Zeit zwischen 1945 und 1964 war eine der spannendsten Epochen in der Geschichte der Unterhaltungselektronik. In nur knapp zwei Jahrzehnten entwickelte sich das Fernsehen von einer teuren Rarität für wenige Privilegierte zu einem Massenmedium, das in nahezu jedem Haushalt Einzug hielt. Diese revolutionäre Entwicklung veränderte nicht nur die Technik, sondern auch das gesellschaftliche Leben grundlegend.
Die Nachkriegsjahre (1945-1950)
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Fernsehentwicklung in Europa weitgehend brach. In Deutschland waren die meisten Sendeanlagen zerstört, und die Produktion von Fernsehgeräten kam erst langsam wieder in Gang. Die ersten Nachkriegsgeräte waren äußerst kostspielig und für die breite Bevölkerung unerschwinglich.
Die Bildschirme dieser frühen Geräte waren erstaunlich klein, oft nur 12 bis 18 Zentimeter in der Diagonale. Die Bildröhren-Technologie basierte auf der Kathodenstrahlröhre, die bereits in den 1930er Jahren entwickelt worden war. Das Bild war schwarzweiß, und die Bildqualität war nach heutigen Maßstäben bescheiden.
Der Durchbruch in den 1950er Jahren
Mit Beginn der 1950er Jahre setzte in Westdeutschland und anderen westeuropäischen Ländern ein regelrechter Fernsehboom ein. Am 25. Dezember 1952 nahm der NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) in Hamburg seinen regulären Fernsehbetrieb auf. Dies markierte den offiziellen Beginn des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland.
Die Fernsehgeräte dieser Zeit waren massive Möbelstücke. Sie wurden in aufwendig gefertigten Holzgehäusen untergebracht, die oft im Stil der Zeit gestaltet waren. Die Geräte waren nicht nur Unterhaltungselektronik, sondern Statussymbole. Ein Fernsehgerät im Wohnzimmer zeugte von Wohlstand und Fortschrittlichkeit.
Typische Merkmale der Fernsehgeräte der 1950er Jahre waren:
- Bildschirmgrößen von 36 bis 53 Zentimeter Diagonale
- Schwere Holzgehäuse im Schrankformat
- Mechanische Kanalwähler mit wenigen Programmen
- Separate Bedienelemente für Helligkeit, Kontrast und Lautstärke
- Oft integrierte Radioempfänger
Die Preise waren nach wie vor hoch. Ein durchschnittliches Fernsehgerät kostete Mitte der 1950er Jahre etwa ein bis zwei Monatsgehälter eines Facharbeiters.
Technische Entwicklungen
Die Bildqualität verbesserte sich in den 1950er Jahren kontinuierlich. Die Zeilenzahl wurde erhöht, und die Bildstabilität nahm zu. In Deutschland etablierte sich der Standard von 625 Zeilen, der bis zum Übergang zum digitalen Fernsehen Bestand hatte.
Ein wichtiger Meilenstein war die Einführung des UHF-Empfangs (Ultrahochfrequenz) zusätzlich zum VHF-Band (Very High Frequency). Dies ermöglichte die Ausstrahlung weiterer Programme und verbesserte die Empfangsqualität.
Die Röhrentechnologie wurde verfeinert. Neue Beschichtungen der Bildschirme reduzierten Reflexionen und verbesserten den Kontrast. Die Lebensdauer der Bildröhren stieg, auch wenn regelmäßige Wartung und der Austausch von Röhren weiterhin notwendig waren.
Die Ära der Wirtschaftswundergeräte (1958-1964)ift ein
Mit dem Wirtschaftswunder in Deutschland wurden Fernsehgeräte für immer breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich. Die Produktion wurde rationalisiert, und neue Hersteller drängten auf den Markt. Namen wie Telefunken, Grundig, Saba und Nordmende prägten die deutsche Fernsehlandschaft.
Die Geräte wurden kompakter und eleganter. Die schweren Schrankgehäuse wichen schlankeren Designs. Gegen Ende der 1950er Jahre kamen die ersten Standgeräte auf, die auf schlanken Beinen standen und moderner wirkten.
Die Farbfernsehfrage
Während in den USA bereits 1954 das Farbfernsehen eingeführt wurde, diskutierte man in Europa lange über den zu wählenden Standard. Die technischen Systeme NTSC (USA), SECAM (Frankreich) und PAL (Deutschland) konkurrierten miteinander. Deutschland entschied sich für PAL, doch die Einführung erfolgte erst 1967 auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin. Die Geräte von 1964 waren also noch reine Schwarzweißempfänger, auch wenn einige Hersteller bereits an farbfernsehfähigen Modellen arbeiteten.
Gesellschaftliche Bedeutung
Das Fernsehgerät veränderte das gesellschaftliche Leben grundlegend. Das gemeinsame Fernsehen wurde zu einem zentralen Element des Familienlebens. Bestimmte Sendungen wie die Tagesschau oder beliebte Unterhaltungssendungen wurden zu gesellschaftlichen Ereignissen.
In den frühen Jahren war es durchaus üblich, dass Nachbarn ohne eigenes Gerät zum gemeinsamen Fernsehen eingeladen wurden. Das Fernsehgerät wurde zum Mittelpunkt des Wohnzimmers, und die Möblierung richtete sich zunehmend nach dem Standort des Geräts aus.
Technische Daten typischer Geräte um 1964
Gegen Ende des betrachteten Zeitraums hatten sich Fernsehgeräte deutlich weiterentwickelt:
- Bildschirmdiagonalen bis zu 66 Zentimeter
- Transistorisierte Schaltungen in Teilen des Geräts (zusätzlich zu Röhren)
- Verbesserte Empfindlichkeit und Trennschärfe
- Fernbedienungen bei Spitzenmodellen (noch kabelgebunden)
- Schlankere Gehäuse aus Holz oder zunehmend Kunststoff
Fazit
Die zwei Jahrzehnte von 1945 bis 1964 waren eine Zeit des rasanten Wandels in der Fernsehtechnologie. Aus den schwerfälligen, teuren und seltenen Geräten der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden erschwingliche Konsumgüter, die in vielen Haushalten Einzug hielten. Diese Entwicklung legte den Grundstein für die Fernsehgesellschaft, die unsere Kultur bis heute prägt. Die Geräte dieser Ära sind heute begehrte Sammlerstücke, die an die Pionierzeit des Massenmediums Fernsehen erinnern.